Was bedeutet Resilienz?
Unter Resilienz versteht man die Widerstandsfähigkeit des Organismus mit Belastungen umzugehen und ohne davon krank zu werden. Es geht also letztlich um die Fähigkeit zur Stressbewältigung.
Definition
Eigentlich stammt der Begriff aus der Physik und beschreibt die Fähigkeit eines Gegenstands nach äußerem Druck wieder in seine Ursprungsform zurückzukehren. Sehr resilient wäre nach dieser Definition ein Gummiball, wenig resilient wäre eine Kugel aus dünnem Glas. Dieses Konzept wurde auf andere Belastungen übertragen und kann auch auf die menschliche Psyche angewandt werden.
Ist Resilienz erlernbar?
Dies wird oft so dargestellt, eine Veränderung der Resilienz ist aber nur eingeschränkt möglich. So hängen auch viele die Resilienz bestimmende Faktoren mit genetischen Faktoren und biographischen Erfahrungen zusammen welche nicht veränderbar sind. Zudem wünschen sich oft Menschen “mehr Resilienz” welche ohnehin schon sehr resilient sind und viele Stärken haben. Gerade auch Kinder zeigen erhebliche Unterschiede in ihrer Resilienz und dabei scheinen viele Faktoren eben auch genetisch bzw. persönlichkeitsbedingt zu sein.
Was bedeutet resilient sein?
Das eine Kind erweist sich als resilient, das andere Kind nicht. Dabei ist auch eine hohe Resilienz nicht unbedingt anzustreben. Oft haben sehr sensible Kinder eine verminderte Resilienz. Aaron Antonovsky, der Vater der Salutogenese, sagte einmal in einem Vortrag, dass die resilientesten Menschen denen er begegnet sei alte Nazis gewesen seien, die er Jahre nach dem Krieg interviewt habe – “ideologisch ungebrochen, ohne Reflexion und pumperlgesund”. (Eintrag bei Coliquio vom 03.05.2017) Es ist deshalb durchaus fraglich, ob man “Resilienz” mit “Stärken” gleichsetzen sollte.
Zudem sind manche Menschen schon sehr resilient, würden aber einfach gerne noch mehr Leistung bringen und ihre “Stärken” ausbauen. Hier sind aber die psychischen und körperlichen Grenzen irgendwann erreicht und der menschliche Organismus ist eben kein Gummiball. Eine starke Auswirkung auf die Stressresistenz haben psychische Erkrankungen. In diesen Fällen kann eine Psychotherapie die Widerstandsfähigkeit stark erhöhen.
Grenzenlos resilient?
Das Konzept der Resilienz hat durchaus auch seine Schattenseiten:
“Doch Resilienz ist keine Strategie, um die Ursachen von Krisen zu bekämpfen. Im Gegenteil. Es setzt sich der Gedanke fest, man müsse nur schön flexibel sein und sich anpassen, manchmal ein bisschen biegen und auch mal verbiegen, dann könne man unbeschadet schwierige persönliche und gesellschaftliche Phasen überstehen. Das verleitet Menschen dazu, sich mit scheinbar unabwendbaren Gegebenheiten zu arrangieren, statt sich dagegen zu wehren und zu versuchen, die Gegebenheiten zu verändern. Das kann fatale Auswirkungen haben. (…) Gegen unzumutbare Arbeitsverhältnisse und wachsenden Leistungsdruck können starke Gewerkschaften mehr ausrichten als private Resilienztrainer. Viele Menschen können sich die auch gar nicht leisten. (…) Macht kaputt, was euch kaputt macht, hieß es früher. Heute heißt es: Macht bloß nichts kaputt! Höchstens euch selbst.”
Claudia Keller, Tagesspiegel vom 20.11.2016
Was ist das Modell der Salutogenese?
Die Salutogenese beschäftigt sich nicht mit der Entstehung von Krankheiten, sondern mit der Frage wie man gesund bleibt. Diese Frage hat sozusagen “eine andere Blickrichtung” als die Medizin. Dennoch ist der Unterschied nicht so groß wie oft dargestellt.
Die Medizin beschäftigt sich mit den krank machenden Faktoren und das Weglassen der krankmachenden Faktoren ist eben entscheidend dafür gesund zu bleiben. Dies kann man sehr gut an den Stressfaktoren sehen. Zu hohe Arbeitsbelastung, unklare Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben oder Störung des Schlafs gehen mit einem erhöhten Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen einher. Deshalb sollten diese Belastungen vermieden werden.
Was sind die 7 Säulen der Resilienz?
Beim Modell der Salutogenese werden oft bestimmte Faktoren genannt, welche für die Resilienz entscheidend sind. Diese Faktoren werden auch als “Säulen der Resilienz” bezeichnet. Die Säulen der Resilienz sind Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Verantwortung übernehmen, soziale Unterstützung und Zukunftsplanung. Theoretisch kann an jeder “Säule” gearbeitet werden. Praktisch ist dies aber schwierig da es sich bei den genannten Säulen durchaus um Faktoren handelt welche als “persönlichkeitsbedingt” betrachtet werden können und deshalb nur schwer veränderbar sind.
Was ist Nachhaltigkeit?
Bei Nachhaltigkeit geht es darum, dass man die Leistung nicht nur heute oder morgen erbringen kann, sondern eben auf Dauer über Jahre und Jahrzehnte. So arbeiten manche Menschen im Alltag sehr viel und versuchen sich dann im Urlaub oder an einem Wochenende im Wellness-Hotel zu erholen. Dies funktioniert so nur bedingt. Nachhaltig wäre es jeden Tag so zu arbeiten, dass gar keine Überlastung eintritt und man auch ohne Urlaub jahrelang so weiterarbeiten könnte. Das ist grundsätzlich möglich und früher kannten viele Menschen ja auch gar keinen Urlaub.
Was sind vulnerable Gruppen?
Die vulnerablen Gruppen sind insbesondere Menschen mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen. Bei den körperlichen Erkrankungen wären zum Beispiel Krebserkrankungen oder Herzerkrankungen zu nennen. Hier ist oft nur noch eine eingeschränkte psychische und körperliche Belastung möglich.
Bei den psychischen Erkrankungen ist es ähnlich. Menschen mit Depressionen, Panikattacken oder Angststörungen sind oft allgemein weniger belastbar oder es kommt in bestimmten Situationen zu Symptomen was ebenfalls zu einer eingeschränkten Belastbarkeit führt. Dabei gibt es auch Patienten mit Depressionen welche eine ausgesprochen hohe Leistungsfähigkeit haben und welchen man die Depression von außen in keiner Weise “ansieht”. Diese Form der Depression wird auch als “hochfunktionale Depression” bezeichnet.
Eine besonders vulnerable Gruppe für Stress sind Menschen mit ADHS bzw. ADS.
Wie äußert sich ein Burnout?
Bei dem Begriff “Burnout” handelt es sich um einen Modebegriff und nicht um eine medizinische Diagnose. Es gibt damit auch keine festen Diagnosekriterien. Meistens wird mit “Burnout” ein Erschöpfungszustand nach massiver Überlastung beschrieben. Dieser Erschöpfungszustand kann mit Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und verschiedenen körperlichen Beschwerden wie Verdauungsproblemen einhergehen. Dabei ist es wichtig einen überlastungsbedingten Erschöpfungszustand von einer Erschöpfungssyndrom bzw. einer Erschöpfungsdepression zu unterscheiden.
Kann mit Achtsamkeit die Resilienz verbessert werden?
Achtsamkeit kann dabei helfen, eine Stressbelastung besser zu bewältigen. Hierzu gibt es zwischenzeitlich zahlreiche Studien. Dennoch hat diese Methode auch Grenzen da sie eben nichts an der Ursache der Stressbelastung und auch nichts an inneren oder äußeren Konflikten ändert. Das ist ähnlich wie bei Entspannungsverfahren oder Meditation. Achtsamkeit sollte deshalb am besten immer im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans angewendet werden.
Stress abbauen – Was tun?
Zunächst sollte die Ursache der Stressbelastung geklärt werden. Handelt es sich um eine normale Reaktion auf Überlastung oder um eine psychische Erkrankung wie ein Erschöpfungssyndrom oder eine Panikstörung? Dies klärt sich im Rahmen der diagnostischen Abklärung. Anschließend werden die Hintergründe der Beschwerden geklärt um dann das passende Behandlungsverfahren wählen zu können. Mit der passenden Behandlung klingt die Stressbelastung meist rasch ab.
Für die Terminvereinbarung verwenden Sie bitte unser Kontaktformular.